Freitag, 5. Januar 2007

Russisch-weißrussische Beziehungen

In der letzten Zeit haben sich die politischen Beziehungen zwischen Russland und Weißrussland merklich abgekühlt, vor allem wegen dem Streit um die Gaspreiserhöhung, der erst zwei Minuten vor Silvester-Mitternacht gelöst wure. Während viele in Russland der Meinung sind, dass dies eine vollkommen unnötige Aktion seitens Russlands gegen Weißrussland war und das Land einen seiner weniger "treuer" Verbündeten vergrault hat, sehe ich darin eher einen erwartungsgemäßen Ausbruch aller Widersprüche und Ungereimtheiten, die sich im russisch-weißrussischen Verhältnis schon lange im Stillen akkumulierten.

Die bisherigen Beziehungen der beiden Länder basierten im wesentlichen auf dem Prinzip "Freundschaft für Bares". Weißrussland bekam von Russland extrem billiges Öl und Gas und verkaufte es verteuert weiter. Durch diese Finanzierung, die sich im Jahr auf mehrere Milliarden Dollar belief, gelang dem Väterchen (Батька), wie Lukaschenko im Inland heißt, eine einigermaßen stabile und erträgliche Wirtschaftslage im Land aufrechtzuerhalten und sich gegen die ideologische und machtpolitische Unterwanderung aus dem Westen zu behaupten. Doch im Gegenzug erhielt Russland relativ wenig. Zwar blieb Weißrussland "das fehlende Glied" in der Kette russland-feindlicher Regierungen, die nach Plänen Washingtons Russland isolieren sollen, doch die lange geplante Integration mit Russland hat Lukashenko in den letzten Jahren konsequent ausgebremst.

Neben dem kränkelndem Jelzin sah der junge und energische Lukashenko noch wie ein Erfolgstyp aus. Seinem Land waren die schlimmsten Erschütterungen des Übergangs zum Kapitalismus, wie es sie Russland erlebte, erspart. Bei vielen Russen genoss Lukashenko Sympathie und so machte er sich nicht unberechtigte Hoffnungen darauf, dass im Falle eines russisch-weißrussischen Unionsstaates, dessen gleichberechtigte Ausgestaltung trotz unterschiedlicher Gewichtskategorien gegen den "großzügigen" Trunkenbold Jelzin nicht schwer durchzusetzen wäre, er selbst den Präsidententhron des vereinten Staates erklimmt. Doch es kam anders, es tauchte Putin auf. Neben ihm sieht Lukashenko lange nicht so erfolgreich aus. Und die Russen haben nach turbulenten Jahren die Weißrussen in Sachen Wohlstand mittlerweile hinter sich gelassen. Lukashenko dämmerte es, dass das Höchste, was ihn im Unionsstaat erwarten wird, die Rolle eines unbedeutenden Provinzfürsten und Befehlsempfängers ist. Und Putin machte keinen Hehl daraus, dass eine Integration beider Staaten bei den unterschiedlichen Gewichtsklassen nicht auf einer vollkommen gleichberechtigten Basis stattfinden kann.

Ein Spatz in der Hand ist besser, dachte sich Lukashenko, und machte eine Kehrtwende in seiner Politik. Seitdem hat er jegliche geplante Unternehmungen im Rahmen des Unionsstaates ausgesetzt, so z.B. die Zollunion oder die für 2004 geplante gemeinsame Währung. Lukaschenko gelangte in eine widersprüchliche Situation, in der er Moskau opponierte und gleichzeitig weiterhin von ihm abhängig war.

to be continued...

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