Dienstag, 19. August 2014

Wie der Krieg in der Ostukraine wirklich verläuft

Die deutschen Medien haben in den vergangenen Wochen den Eindruck vermittelt, die Rebellen stehen kurz vor der militärischen Niederlage und der Aufgabe der Schlüsselstädte Donezk und Lugansk. Darin folgen sie den offiziellen Verlautbarungen der ukrainischen Machthaber, die sich zwar immer wieder als Propagandalügen entpuppen (siehe z. B. "Vernichtung des russischen Konvois"), von denen aber kaum zu erwarten ist, dass die deutschen Medien sie endlich mit Vorsicht, gesunder Distanz und journalistischer Sorgfalt zu behandeln anfangen.

So demonstriert etwa Spiegel Online seit Tagen bei fast jedem seiner Artikel, die die Ukraine betreffen, eine absurde Karte des Kriegsgeschehens, die den Eindruck erweckt, Donezk werde bereits nicht mehr von den Rebellen kontrolliert, während Lugansk hoffnungslos umzingelt ist.


Mit dem aktuellen militärischen Geschehen hat diese Landkarte nur wenig gemein. In den vergangenen Wochen erlitt die ukrainische Armee eine große Niederlage im sogenannten Südkessel an der russischen Grenze. Zunächst hatten ukrainische Truppen versucht, die Separtistengebiete durch ein Vorrücken entlang der Grenze in die Zange zu nehmen. Durch gezielte Gegenangriffe haben jedoch die Rebellen diesen Plan vereitelt. Im Südkessel saßen bald etwa 5.000 ukrainische Militärangehörige mit jeder Menge Militärtechnik fest, abgeschnitten von der Außenwelt und völlig von der Führung in Kiew im Stich gelassen. Die Rebellen rieben sie nach und nach auf, so dass einige es vorzogen, sich den Rebellen zu ergeben oder auf das russische Territorium ausweichen mussten. Heute sind im ehemaligen Südkessel erschreckende Zeugnisse der ukrainischen Niederlage verstreut, wie etwa diese Überreste einer Lemberger mechanisierten Brigade (Achtung, sehr verstörende Bilder!)



Anschließend versuchten die ukrainischen Streitkräfte erneut, vom Südwesten her das Rebellengebiet zu zerschneiden und wichtige Straßen unter Kontrolle zu nehmen. Bei den Städten Krasny Lutsch und Miusinsk erlitten sie erneut eine Niederlage und gerieten in einen Südkessel 2.0, der aktuell genauso aufgerieben wird. Der Versuch, die Großstadt Gorlowka (ukr. Horliwka) nördlich von Donezk einzukreisen, hat bislang ebenfalls nicht funktioniert. Die wirkliche Situation stellt sich zum 26. August (aktualisiert) folgendermaßen dar:



Die ukrainische Seite erleidet katastrophale Verluste von bislang ca. 20 Tausend Mann, worunter Tote, Verwundete, Gefangene und Überläufer zusammengefasst sind. Die Kiewer Führung leugnet diese Verluste und reduziert sie offiziell um ca. Faktor 10. Die Wahrheit über das Kriegsgeschehen soll die Mobilisierung der Wehrpflichtigen nicht behindern, aber auch teure Zahlungen an Hinterbliebene ersparen, deren Angehörige bis auf weiteres als "vermisst" gelten.

Nichtsdestotrotz verfügt das 40-Millionen-Land über sehr große potenzielle Reserven und den noch zahlreich vorhandenen ehemals sowjetischen Waffenbestand. Die ukrainische Seite ist weiterhin überlegen, sie verfügt im Kriegsgebiet über ca. 50 Tausend Soldaten, etwa 600 Panzerfahrzeuge und 270 Artilleriesysteme. Die Rebellen verfügen aktuell über ca. 22 Tausend Mann, etwa 150 Panzerfahrzeuge und 50 Artilleriesysteme. Das Verhältnis hat sich in den letzten Wochen durch den Zulauf aus der lokalen Bevölkerung zugunsten der Rebellen verbessert, die anfangs noch aufgrund drückender personeller Unterlegenheit Gebiete preisgeben mussten, auch wenn sie der ukrainischen Seite empfindliche Verluste zufügten. Was die ukrainische Luftwaffe anbetrifft, ist sie nach zahlreichen Abschüssen stark dezimiert und spielt nur noch eine nachrangige Rolle.

Die ukrainische Seite meidet nach Möglichkeit den direkten Nah- und Straßenkampf und beschränkt sich am Liebsten auf wahllose Artilleriebeschüsse der von den Rebellen kontrollierten Städte aus der sicheren Entfernung. Das verursacht kaum Schaden bei den Aufständischen und trifft vor allem Wohngebiete. Seit langem wird gemutmaßt, dass das Ziel eines solchen Vorgehens ist, die Bevölkerung zu zermürben und zu demoralisieren. Die humanitäre Katastrophe soll dazu dienen, die illoyale Bevölkerung des Donbass möglichst nach Russland zu vertreiben.

Ursprünglich war das Ziel der ukrainischen Regierung, die Rebellen bis zum 24. August, dem ukrainischen Unabhängigkeitstag, zu besiegen. Das wird jetzt wohl kaum noch klappen. Die Rebellen übernehmen nach und nach die Initiative, halten die Schlüsselstellungen und verzeichnen sogar bescheidene Geländegewinne. Die Ukraine muss sich auf einen kriegerischen Herbst einstellen, der finanziell und politisch ruinös werden kann. Die Armee, die immer weniger Kampfmoral besitzt und unter anderem durch ultranationalistische "Politkommisare" sowie Privatarmeen der Oligarchen kontrolliert, eingeschüchtert und bei der Stange gehalten wird, kann irgendwann die Waffen gegen die dubiosen Putschisten in der Hauptstadt richten.

4 Kommentare:

der unbequeme hat gesagt…

Leider wurde in den vergangenen 25 Jahren mit Geldern der amerikanischen Fonds und durch prowestliche Medien gezielt eine Zombie-Generation herangezüchtet, die nichts anderes kennt, als dass die Russen für alle Übeln der Ukraine verantwortlich sind. Heute und in der gesamten Geschichte.

Das war die Saat für den heutigen Krieg.

Anonym hat gesagt…

neues von der osze
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/09/01/osze-keine-hinweise-auf-praesenz-von-russischen-truppen-auf-ukrainischem-boden/

Der Weidener hat gesagt…

Es ist wohl auch eine Lüge, dass Russland die Krim annektiert hat. Diese bösen Amis aber auch.

der unbequeme hat gesagt…

Lesen Sie dazu bitte:

http://derunbequeme.blogspot.de/2014/06/das-lugenaxiom-von-der-krim-annexion.html